Das Geschlecht derer von Buchenau hatte sich  bis zur  zweiten Hälfte des 16. Jahrh. derart vermehrt, dass  es erforderlich wurde, ein drittes Schloss zu bauen. So wurde südlich der sog. “Oberen Burg”, außerhalb der Burgmauern der Stammburg, 1611-1618 ein prunkvolles Renaissance-Schloss errichtet. Erster Schlossherr und Erbauer ist

Georg Melchior von Buchenau

der mit Agnes von Schwalbach verheiratet war. Er ist ein Sohn des bedeutenden Eberhardt von Buchenau, der das Spiegel-Schloss und die evangelischen Kirchen in Buchenau, Bodes und Ermannrode erbauen ließ.

Im Jahr 1680 wurde dieses Anwesen an den Fürstabt von Fulda verkauft, der bereits den Bau des Schlosses mit 3/8 mitfinanziert hatte. Ein Jahrzehnt später gab dieser das Schloss an die Familie “Von Schenck zu Schweinsberg”  zum Tausch gegen deren Besitztümer in Burghaun.

Im Jahre 1692 kam die Familie Schenck zu Schweinsberg in ihr neu erworbenes Schloss nach Buchenau, wo sie bis zum Tod des letzten männlichen Mitgliedes 

Hans Schenck zu Schweinsberg

im Jahre 1912 verblieben. Das gesamte Schloss ist mit einer hohen Mauer umgeben, die allerdings das sog. Generalshaus, das zum Besitz der Schencks zu Schweinsberg gehörte, nicht einschließt.

 

 

An einen Mittelbau mit zwei schön verzierten Renaissance-Giebeln schließen sich zwei etwas niedrigere Flügel rechtwinklig an. Diese sind nach Nordosten und Südosten ausgerichtet. Die Giebel dieser Seitenflügel zeigen ebenfalls Renaissance-Ornamentik. Im Winkel der beiden Flügel steht ein runder Treppenturm, der auf dem Bild “Vorderansicht” in der Mitte zu sehen ist. Ein zweiter, etwas kleinerer Treppenturm auf der Südseite des Schlosses ist im neben- stehenden Bild rechts und im Bild "Südansicht" erkennbar. Dieser Turm, mit einem Fachwerk- geschoss, ist erst später im Jahr 1910 aus Anlass der Hochzeit des Hans Schenck zu Schweinsberg angebaut worden. 

An der Nordseite des Nordflügels ist ein Wappenstein aus dem Jahre 1583 eingelassen, der wohl aus einem Vorgängerbau stammt. Er trägt folgende in Reim verfasste Inschrift: 

 MDLXXX DREI LIS
 BERNHARD WILHELM DIS
 ERNEV  INS HERREN TREV
 STEHT HAVS VND BEV

Die Portale beider Flügel sind allesamt im Stil der Renaissance gehalten und weisen die typischen Pyramiden, Diamantierungen, Beschlagwerk und Steinmetzzeichen auf. Über einem der Portale auf der Parkseite sind die Buchstaben der ersten Besitzer des Schenck-Schlosses mit Jahreszahl zu sehen:

G.M.V.B.  A.V.B.G.V.S.  1618

Erklärt werden die Buchstaben an einem anderen Portal des Nordflügels:

Georg Melchior vo und zu Buch: Agnes vo Buchenaw geborne vo Schwalbach

Während der große Treppenturm im Winkel der beiden Schloss-Flügel (linkes Bild) zusammen mit dem gesamten Schloss errichtet wurde, stammt der etwas kleinere Treppenturm auf der Südseite aus späterer Zeit. Er wurde 1910 aus Anlass der Hochzeit des Hans Schenck zu Schweinsberg mit Else geb. Hupertz errichtet und hat somit wenig Historisches. Ein in diesen Turm eingelassener Wappenstein weist auf den Anlass des Turmbaus hin.

Auch das Innere des Schenck-Schlosses bietet dem Besucher eine ganze Reihe sehenswerter Kostbarkeiten. So sind besonders erwähnenswert mehrere Renaissance-Türen im Original, die aus dem Jahre 1618 stammen. Über den beiden in der sog. "Kapelle" befindlichen Türen sind die Wappen von Buchenau und von Schweinsberg zu sehen.

Eine dieser schönen Türen wurde bedauerlicherweise in das Marburger Universitätsmuseum verbracht (wahrscheinlich war sie zwischendurch noch im Gersfelder Schloss eingebaut) und hier in Buchenau durch eine "einfachere" Tür ersetzt. Die Türen zeigen allesamt wunderbare und zahlreiche Intarsien.

Neben verschiedenen Kaminsteinen gefällt noch besonders eine sehr feine Geländerfigur, ein in Holz geschnitzter Löwe mit Wappen, im Treppenaufgang des kleineren Treppenturms.

Im Park vor dem Schloss befindet sich noch ein bemerkenswertes Renaussance-Brunnengehäuse, das ein Dach auf vier Pfeilern trägt. An zwei Pfeilern auf der Südost-Seite befinden sich die Wappen von Buchenau und von Schwalbach, die Erbauer des Schenck-Schlosses. Der Brunnen ist noch zugänglich, führt aber kein Wasser mehr.

Das wunderschöne Renaissance-Brunnenhäuschen in der Parkanlage vor dem Schloss war für einige Jahre entfernt worden, weil der Zahn der Zeit daran genagt  hatte und es  baufällig gewoden war. Erfreulicherweise wurde es durch den  neuen Schlossbesitzer relativ schnell instand gesetzt und erfreut nun wieder die Besucher des Parks.

Hans Schenck zu Schweinsberg war der Letzte im männlichen Stamm der Familie. Er starb am 19. Oktober 1912 im 42. Lebensjahr infolge eines Hirnschlages (?) und hinterließ nur eine Tochter. Die Familie verließ daraufhin Buchenau und verkaufte das Schloss, das 1924 an das “Deutsche  Landerziehungsheim” (später Hermann- Lietz-Stiftung) ging, nachdem es noch zwischenzeitlich 2 andere Besitzer hatte.

Im Jahr 1984 wurde die Internats-Schule der Hermann-Lietz-Stiftung geschlossen und der gesamte Komplex Schenck-Schloss mit Generalshaus und Försterhaus blieb ca. fünf Jahre lang leer. Kurz vor  Öffnung der Deutsch-Deutschen Grenze im Jahr 1989 diente die Anlage zunächst den ersten DDR-Flüchtlingen, die über Ungarn gekommen waren, und danach bis 1999 deutsch-russischen Übersiedlern als vorübergehende Unterkunft.

Seit November 2000 wurde das Schenck-Schloss, das von zwei privaten Investoren erworben wurde, wieder renoviert und auch im Innenbereich teilweise umgebaut. Ab Sommer 2001 ist  im Rahmen von betreuter Freizeit und Seminarbetrieb wieder reges Leben in das Schenck-Schloss eingekehrt.

 

Kontakt und Buchungen unter: www.schloss-buchenau.de